Von Prokrastination zum Produktivitäts-Ninja: Wie eine 200 Jahre alte Methode meinen Projektalltag revolutioniert hat
Hand aufs Herz: Kennst du das Gefühl, wenn du um 17 Uhr auf deine To-Do-Liste schaust und die wichtigste Aufgabe immer noch ungemacht dort steht? Währenddessen hast du 47 E-Mails beantwortet, drei „kurze“ Meetings gehabt und das Confluence-Wiki „mal eben“ aufgeräumt.
Mir ging es genauso. Täglich 2-3 Stunden mit unwichtigen Tasks verschwendet, während die wirklich kritischen Aufgaben auf meiner Liste vor sich hin gammelten. Bis mir die „Eat the Frog“ Methode das Produktivitäts-Game komplett verändert hat.
Was ist diese Eat the Frog Methode überhaupt?
Die Idee stammt vom amerikanischen Autor Mark Twain, der angeblich sagte:
„If you eat a frog first thing in the morning, nothing worse will happen to you for the rest of the day.“
Übersetzt ins Projektmanager-Deutsch:
Erledige die wichtigste, schwierigste oder unangenehmste Aufgabe als allererstes am Tag. Die „Kröte“ ist deine kritischste To-Do, die du am liebsten vor dir herschieben würdest.
Warum funktioniert das?
Wissenschaftlich gesehen ist deine Willenskraft am Morgen am stärksten. Im Laufe des Tages erschöpft sie sich – Psychologen nennen das „Decision Fatigue“. Um 16 Uhr hast du schon hunderte kleine Entscheidungen getroffen und kein mentales Budget mehr für schwierige Aufgaben.
Praktisch gesehen ist es pure Psychologie: Wenn du die härteste Nuss bereits geknackt hast, fühlt sich der Rest des Tages wie ein Spaziergang an.
Wie ich Eat the Frog im Projektmanagement umsetze
Schritt 1: Die richtige Kröte identifizieren
Nicht jede schwierige Aufgabe ist eine Kröte. Die echte Kröte ist die Aufgabe, die:
- Den größten Impact auf dein Projekt hat
- Du am liebsten aufschieben würdest
- Dir am meisten Kopfzerbrechen bereitet
- Andere Aufgaben blockiert
Beispiele aus meinem PM-Alltag:
- Schwierige Gespräche mit unzufriedenen Stakeholdern
- Budget-Überprüfungen bei überzogenen Projekten
- Risiko-Assessments für kritische Projektphasen
- Dokumentation von Scope-Changes
- Präsentationen für das Management
Schritt 2: Mein Kröten-Ritual (5 Minuten Setup)
Jeden Abend vor Feierabend:
- Schaue auf meine To-Do-Liste
- Identifiziere die größte Kröte für morgen
- Notiere sie auf einem Post-it: „MORGEN ZUERST“
- Lege alle benötigten Unterlagen bereit
Am nächsten Morgen:
- Laptop auf, Kaffee an
- Handy stumm, Slack zu, E-Mails ignorieren
- Direkter Start mit der Kröte
- Keine Ablenkungen bis die Kröte „gefressen“ ist
Schritt 3: Die Kröte richtig „essen“
Die 90-Minuten-Regel: Die meisten Menschen können sich maximal 90 Minuten intensiv konzentrieren. Teile große Kröten in 90-Minuten-Happen auf.
Beispiel – Stakeholder-Präsentation:
- Tag 1: Grobstruktur und Key Messages (90 min)
- Tag 2: Datensammlung und Analyse (90 min)
- Tag 3: Folien-Design und Feinschliff (90 min)
Der Pomodoro-Hack: Für kleinere Kröten nutze ich die Pomodoro-Technik – 25 Minuten fokussiert arbeiten, 5 Minuten Pause.
Die häufigsten Kröten-Typen im Projektmanagement
Die Communication-Kröte 🐸
Was: Schwierige Gespräche mit Kunden oder Teammitgliedern Warum aufschieben: Angst vor Konflikten Lösung: Gesprächsleitfaden vorbereiten, Worst-Case-Szenarien durchdenken
Die Documentation-Kröte 🐸
Was: Projekt-Dokumentation, Meeting-Protokolle, Status-Reports Warum aufschieben: Langweilig und zeitaufwändig Lösung: Templates verwenden, Voice-to-Text für erste Entwürfe
Die Decision-Kröte 🐸
Was: Wichtige Projektentscheidungen treffen Warum aufschieben: Angst vor falschen Entscheidungen
Lösung: Entscheidungsmatrix erstellen, Stakeholder einbeziehen
Die Admin-Kröte 🐸
Was: Budget-Updates, Zeiterfassung, Tool-Administration Warum aufschieben: Keine sichtbaren Ergebnisse Lösung: Feste Rhythmen etablieren, automatisieren wo möglich
Häufige Eat the Frog Fallstricke (und wie du sie vermeidest)
Fallstrick 1: Die falsche Kröte wählen
Problem: Du wählst Aufgaben, die schwierig aussehen, aber nicht wichtig sind Lösung: Eisenhower-Matrix verwenden – die Kröte muss wichtig UND dringlich sein
Fallstrick 2: Zu große Kröten
Problem: Du versuchst Monster-Aufgaben an einem Tag zu schaffen Lösung: Große Kröten in essbare Häppchen zerteilen
Fallstrick 3: Perfektionismus
Problem: Du willst die Kröte „perfekt“ erledigen und kommst nicht ins Handeln Lösung: „Done is better than perfect“ – starte mit einer 80%-Version
Fallstrick 4: Ablenkungen zulassen
Problem: Du startest mit der Kröte, aber lässt dich ablenken Lösung: Alle Benachrichtigungen aus, feste Kröten-Zeit blockieren
Mein aktueller Eat the Frog Workflow
Sonntag Abend: Wochen-Kröten planen
Ich schaue auf die kommende Woche und identifiziere die 5 größten Kröten. Eine pro Tag, nie mehr.
Täglich 07:30-09:00 Uhr: Kröten-Zeit
Diese Zeit ist heilig. Keine Meetings, keine E-Mails, keine Störungen. Nur ich und meine Kröte.
Nach der Kröte: Belohnung
Bewusste Belohnung nach erledigter Kröte – zweiter Kaffee, kurzer Spaziergang, oder Lieblings-Playlist.
Wöchentliche Review: Was war die härteste Kröte?
Jeden Freitag reflektiere ich: Welche Kröte war am schwierigsten? Warum? Wie kann ich es nächste Woche besser machen?
Das Ergebnis: Meine Eat the Frog Bilanz
Nach 6 Monaten konsequenter Umsetzung:
- ⏰ x Stunden weniger Stress pro Woche
- 📈 x% schnellere Projektumsetzung
- 🎯 x% weniger Deadline-Stress
- 😊 Deutlich bessere Work-Life-Balance
- 🏆 Mehr Anerkennung vom Team und Kunden
Der größte Gewinn? Das Gefühl der Kontrolle. Ich schiebe nichts mehr vor mir her. Schwierige Aufgaben werden zu normalen Arbeitsschritten.
Deine Eat the Frog Challenge
Willst du es ausprobieren? Hier ist deine 7-Tage-Challenge:
Tag 1-2: Identifiziere deine typischen „Kröten-Aufgaben“
Tag 3-4: Starte mit 30-Minuten-Kröten (nicht übertreiben!)
Tag 5-7: Steigere auf 60-90 Minuten Kröten-Zeit
Wichtig: Fang klein an! Lieber täglich 30 Minuten als einmal die Woche 4 Stunden.
Häufige Fragen zur Eat the Frog Methode
Was ist die Eat the Frog Methode?
Die Eat the Frog Methode ist eine Produktivitätstechnik, bei der du die wichtigste und schwierigste Aufgabe des Tages als allererstes erledigst. Die „Kröte“ symbolisiert die unangenehmste Aufgabe, die du normalerweise aufschieben würdest. Durch das frühe Erledigen dieser Aufgabe nutzt du deine maximale Willenskraft und schaffst eine positive Grundstimmung für den Rest des Tages.
Wie identifiziere ich meine "Kröte" im Projektmanagement?
Deine Kröte ist die Aufgabe, die den größten Impact auf dein Projekt hat, die du am liebsten aufschieben würdest und die andere Aufgaben blockiert. Typische PM-Kröten sind: schwierige Stakeholder-Gespräche, Budget-Überprüfungen, Risiko-Assessments oder wichtige Projektdokumentation. Nutze die Eisenhower-Matrix: Deine Kröte sollte sowohl wichtig als auch dringlich sein.
Funktioniert Eat the Frog auch bei häufigen Unterbrechungen?
Ja, gerade deshalb ist die Methode so effektiv! Plane deine Kröten-Zeit bewusst für die ruhigste Tageszeit (meist morgens). Blockiere diese Zeit in deinem Kalender, schalte alle Benachrichtigungen aus und kommuniziere deinem Team, dass du nicht gestört werden möchtest. Falls du trotzdem unterbrochen wirst, kehre sofort zur Kröte zurück – keine E-Mails oder andere Tasks dazwischen.
Wie teile ich große "Kröten" richtig auf?
Große Projekte oder komplexe Aufgaben solltest du in 60-90 Minuten Blöcke aufteilen – das entspricht der maximalen Konzentrationsspanne. Beispiel Stakeholder-Präsentation: Tag 1 = Struktur und Kernbotschaften, Tag 2 = Datensammlung, Tag 3 = Foliendesign. Jeder Teilschritt sollte für sich abgeschlossen und messbar sein. So behältst du das Erfolgsgefühl und vermeidest Überforderung.
Fazit: Die Kröte ist dein Freund
Eat the Frog ist keine magische Lösung für alle Produktivitätsprobleme. Aber es ist eine verdammt effektive Methode, um die wichtigen Dinge wichtig zu behandeln.
Mein Versprechen: Wenn du die nächsten 2 Wochen konsequent jeden Morgen mit deiner größten Kröte startest, wirst du einen deutlichen Unterschied spüren. Weniger Stress, mehr Kontrolle, bessere Ergebnisse.
Also: Welche Kröte isst du morgen früh als erstes? 🐸
Du willst mehr praktische Produktivitäts-Hacks für deinen PM-Alltag? Abonniere meinen Newsletter für wöchentliche Tipps direkt aus dem Projektalltag.
Verwandte Artikel:
Schreibe einen Kommentar